Wie entstand Paris?
"Und Gott schuf Paris"
so lautete der Buchtitel des bekannten ehemaligen deutschen Nachrichtenmoderators
Ulrich Wickert mit Anekdoten über die französische Hauptstadt. Die Geschichte
seit der Herrschaft der Bourbonen und über den Beginn der Französischen
Revolution bis hin zur Gegenwart ist weithin bekannt.
Doch wie waren eigentlich die Anfänge der Stadt Paris?
Nachfolgend ein paar interessante Fakten zu den Anfängen der Stadt Paris:
...
woher kommt eigentlich der Name Paris?
Der Ursprung der Stadt ist die Seineinsel Ile de la Cite. Schon 250 VOR (!) Chr.
siedelte sich ein keltisches Volk auf dieser Seineinsel an: die Parisii! Im Laufe
des 3. Jhs. vor Chr. ließen sich keltische Gruppen aus der Donaugegend in Nordgallien
nieder und vermischten sich mit der einheimischen Bevölkerung, die ebenfalls
keltischen Ursprungs war. So auch im Falle der Parisii, die sich auf der Seineinsel,
die damals Lutetia hieß, ansiedelten und in der Umgebung. Die damalige Stadt
Lutetia (im Französischen Lutece) hatte früher eine Fläche von 10
ha und war im heutigen 1. und 4. Arrondissement gelegen.
Schon die Römer liebten ...? (Na ja...)
Der Name Lutecia wurde geschichtlich zum ersten Mal von? natürlich wieder Julius
Caesar! erwähnt - in seinen Kommentaren zum Gallischen Krieg.
Sein Leutnant Labienus hatte 52 vor Chr. die Parisii unter der Führung von Camulogenus
in der Ebene von Grenelle, das im heutigen 15 Arrondissement liegt, geschlagen.
Erfreut waren die Parisii von der Ankunft der Römer verständlicher Weise
also überhaupt nicht. (Das kennen wir ja aus einem anderen gallischen Dorf...)
Als die römischen Legionen herannahten, verließen die Bewohnen Lutetia
mit Hab und Gut und steckten die Stadt in Brand.
Aus diesem Grund gibt es bis heute keine Spuren der 200 jährigen Geschichte
des alten gallischen Luteta.
Nach der "Eroberung" durch die Römer wurde die Insel wieder aufgebaut.
Auf dem linken Seineufer, im heutigen 5. und 6. Arrondissement, entstand die neue
Stadt.
Auf der Insel Cite wurden die Verwaltungssgebäude und der Sitz des römischen
Gouverneurs errichtet und zwar an der Stelle, wo der heutige Justizpalast steht.
Die Nord-Südachse
Die Nord-Südachse der alten Stadt, der "cardo" war die heutige Rue
St-Jaques (M: St.Michel - falls Sie also in dieser Metrostation mal vorbeifahren).
Das Forum
Das Forum entstand in der 2. Hälfte des 1. Jhs. auf der breiten zum Pantheon
führenden Straße, Rue Soufflot, zwischen dem Boulevard St-Michel un der
Rue St-Jaque.
Die Arena
Im 2. Jh. wurde die Arena erbaut. (Arenes de Lutece, Metrostation: MONGE!) In ihr
fanden Tierkämpfe statt - aber auch Theatervorführungen, worauf eine Bühne
verweist; sozusagen der Urspruch des aufregenden kulturellen Lebens von Paris. Die
neue Stadt besaß auch ein Theater in der Rue Racine.
Die Römer hatten es gerne warm
- auch im unwirtlichen Gallien. Die Süd-therme wurden in der Rue Gay-Lussac
errichtet (RER: Luxembourg), die Ost-Therme an der Stelle des heutigen College de
France, Ecke Rue ST-Jacques/Rue des Ecoles, (Metrostation: Odeon). Übrigens
ist der Gewölbebau des Frigidariums, der Raum, in dem sich das kalte Wasserbecken
befand, noch fast vollständig erhalten. Er ist mit dem heutigen Museum Cluny
verbunden.
Germanische Invasionen suchen die Stadt heim
Die Stadt hatte im Jahr 250 n. Chr. ca. 8000 Einwohner. Zu der Zeit wurde sie verschiedentlich
von germanischen Invasionen heimgesucht und ist durch Brände zerstört worden.
Mauern schützen die Isle de la Cite
Der größte Teil der Bevölkerung verließ um 280 n. Chr. das
linke Seineufer und siedelte sich auf der Insel Cite an. Diese Insel wurde von einer
dicken Mauer mit zwei Ausgängen umgeben. Um die Mauer zu bauen wurden die Steine
der zerstörten Gebäude des linken Seineufers verwendet.
Endlich: Der Name Paris entsteht
In dieser Zeit, gegen Ende des 3. Jhs., wurde Luetia in P A R I S umgenannt. Man
schließt dies übrigens aus gefundenen Grabsteinen.
Mit dem Kopf unterm Arm auf den Montmartre - St. Dionysius
Wann das Christentum in Paris begonnen hat ist schwer zu bestimmen. Man weiß
aber, dass die Stadt noch Mitte des 3. Jhs. Missionsgebiet war, belegt durch das
Martyrium des heiligen Dionysus (Saint-Denis) und seiner Gefährten Rustikus
und Eleutherius. Diese wurden auf dem Montmartre enthauptet.
Der Legende nach soll der heilige Dionyisus noch mit seinem Haupt in der Hand vom
Montmartre einige Kilometer Richtung Norden gegangen sein. Der Ort, an dem er dann
tot zusammenbrach, heißt heute Saint-Denis. Ob dieser Dionysius der erste Bischof
von Paris war oder ein Missionsbischof ist heute unbekannt.
Paris als Stützpunkt für die Römer
Paris war dann, im 4. Jh., eine militärische Stadt von großer Bedeutung
für einen großen Teil Nordgalliens.
Mehrere Soldatenkaiser organisierten die Verteidigung der Nord- und Ostgrenze des
Landes, um den Vorstoß der Germanen einzudämmen. Sie errichteten in Paris
ihr Winterquartier und hielten sich manchmal sogar längere Zeit hier auf.
Von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen wurde der Präfekt Galliens, Julian
Apostata, im März 369 in Paris. Das Militärlager befand sich auf der Butte-aux-Cailles
im heutigen 13. Arrondissement.
Keine Tempel in Paris? (Beim Jupiter...)
Es gab sicher Tempel in Paris, aber darüber finden sich keine Anhaltspunkte.
Sie verschwanden wahrscheinlich durch die germanischen Invasionen und das Christentum.
Ausgrabungen haben gezeigt, das das Forum einen Tempel enhielt. Wenn Jupiter einen
Tempel gehabt haben sollte, dann könnte er auf der Spitze des Hügels Sainte-Genevieve,
der Stelle des heutigen Pantheons, gestanden haben oder auf der Insel Cite, wo sich
die Kathedrale Notre Dame befindet.
Auf dem Montmartre sind Reste von Gebäuden gefunden worden, von denen
man annimmt, dass an der einen Stelle der Mars- und an der anderen Stelle der Merkur-Tempel
standen.
Der Name Montmartre
Merkur? Montmartre, der Name, ist von "mons Mercurii" abgeleitet. Eine
volkstümliche Version der Namensauslegung geht dahin, dass das dort stattgefundene
Martyrium des hl. Dionysios und seiner Gefährten dem Hügel den Namen gab.
Die germanische Stämme fallen in Gallier ein
Im 5. Jh, um 406 fallen in Gallien erneut germanische Stämme ein. Der größte
Teil des Landes wurde von 4 germanischen Stämmen "unterworfen":
Westgoten, Burgunder, salische Franken, Alemannen.
Der König der salischen Franken, Chlodio, eroberte um 430 Cambrai im Norden
Frankreichs und Tournai im heutigen Belgien. Einer seiner Nachfolger, Childerich
I., Sohn des Merowech (der seinen Namen den salischen Franken "Merowinger"
gegeben hat) wird in den Quellen als Aliierter der Römer genannt.
Nach seinem Tod 481 erbte sein 15.jähriger Sohn Chlodwig das kleine Königkreich
Tournai. Zwei seiner Verwandten waren ebenfalls Kleinkönige. Davon war einer
König von Cambrei. In den folgenden Jahren ließ Chlodwig seine Verwandten
umbringen und stellte den größten Teil Galliens unter seine Herrschaft.
Chlodwig legte damit den Grundstein zur Bildung des Fränkischen Reiches.
Die Schutzpatronin und der Hunnenangriff
Die hl. Genoveva war eine Nonne, geboren um 420 in Nanterre bei Paris und wurde zur
Schutzpatronin von Paris, da Sie "mit ihren Gebeten und der Kraft ihrer Zuversicht"
den Marsch des Hunnenkönigs Attila und seiner Truppen auf Paris abgewendet haben
soll.
Die Hunnen kommen! Attila bedroht Paris
451 bedrohte Attila mit seinen Truppen Paris. Er wurde dann von den Römern unter
dem Feldherrn Aetius mit Hilfe des salischen Franken Merowech, der Westgoten und
der Burgunder auf den Kataulaunischen Feldern, zwischen Chalons-sur-Marne und Troyes,
160 km östlich von Paris geschlagen.
Der letzte römische Herrscher
Syargius war der letzte römische Herrscher und hatte seinen Sitz in Soisson,
100 km nördlich von Paris. 486 beseitigte Chlodwig mit Hilfe des Verwandten
aus Cambrei den Römer Syagrius, und eroberte dessen Gebiete - bis zur Seine.
496 ließ sich Chlodwig in Reims taufen.
Die Franken übernehmen Paris
508 n. Chr. Eroberung und Invasion von Paris durch die Franken. Chlodwig macht Paris
z seiner Hauptstadt und Residenz.
In Paris läßt er die Basilika "Apostel Petrus und Paulus" errichten,
später ist dies die Abtei Heilige Genoveva, Sainte Genevieve, benannt nach der
Schutzpatronin von Paris.
511 wird Chlodwig in dieser Basilika beigesetz, 512 wird die hl. Genoveva ebenfalls
dort beerdigt.
687 hatten die merowingischen Könige im ganzen Fränkischen Reich de facto
die Macht an Pippin den Jüngeren, Hausmeier, verloren.
751 stürzte Pippin der Jüngere den Merowinger Childerich III. und ließ
sich von den Adligen zum König ausrufen.
Der Vater Pippins des Jüngeren, Karl Martell, schlug 732 als Heerführer
der Merowinger die Araber bei Potiers in Südfrankreich.
Der Sohn Pippin des Jüngeren war Karl der Große = "Charlemagne".
Dessen Reiterstandbild steht rechts von der Hauptfassade der Kathedrale Notre-Dame.
Von 768 bis 814 war Karl der Große König der Franken.
Paris verliert gegen Aachen
Seit 800 war Karl der Große weströmischer Kaiser. (Er gab dem Geschlechlecht
der Karolinger den Namen.)
Da Karl der Große Aachen zur Residenzstadt und Hauptstadt des Frankenreichs
erhebt verliert Paris an Bedeutung!
Auch unter seinen Nachfolgern wurde Paris weiter vernachlässigt. (Sträflich!)
Belagerung von Paris durch die Normannen
Im 9. Jh. wurde die Stadt Paris verschiedentlich von den Normannen, die über
den Wasserweg der Seine kamen, belagert. Sie wurde dabei verwüstet.
885 bis 886 fand die 5. Belagerung durch die Normannen statt. Graf Odo von Paris
verteidigt die Stadt und hält der Belagerung 13 Monate stand. Während der
letzten Belagerung wurden die Teile von Paris außerhalb der geschützten
Insel Cite endgültig zerstört.
Graf Ode enttront Karl den Dicken
Nach der erfolgreichen Verteidigung der Stadt Paris enttront Graf Odo von Paris den
Karolinger Karl den Dicken, wird zum König gewählt und herrscht als König
bis 889.
Der letzte Karolinger stirbt
Ludwig der V. ist der letzte Karolinger.
987, nach seinem Tode, wurde Hugo Capet, der Graf von Paris und Herzog von Frankreich,
zum König gewählt.
Die Stadt blüht unter den Kapetingern auf
Mit der Proklamierung von Hugo Capets zum König wird Paris zur Hauptstadt des
Landes, dass ab jetzt FRANKREICH genannt wird.
Hugo Capet begründet damit das Königsgeschlecht der Kapetinger. Unter den
Kapetingern, die in Paris residierten, blühte die Stadt wieder auf. Dieses Geschlecht
der Kapetinger herrscht in direkter Linie bis 1328.
Erbfolgestreit führt zum 100jährigen Krieg mit England
Die Erbfolge führte 1337 zum 100jährigen Krieg mit England.
In Seitenlinien herrscht dieses Geschlecht der Kapetinger bis 1848, mit Unterbrechungen
zwischen 1792 und 1814/15.
Wirtschaftlicher Aufschwung
Im 12. Jh. erlebt die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Gilde der "Kaufleute
zu Wasser" steht auf dem Höhepunkt ihrer Macht.
St-Denis
In Paris erbaut Suger, der Abt von St- Denis und Minister von Ludwig dem VI und Ludwig
dem VII die Abtei St-Denis im frühgotischen Stil.
Notre-Dame: Baubeginn
1163 wird Notre-Dame erbaut
Louvre
1180-1223 befestigt Philipp II. August die Stadt Paris und erbaut den Louvre.
Universität: Kulturelles Zentrum
1215-1227 wird die Universität von Paris gegründet, die sich zu einem bedeutenden
kulturellen Zentrum entwickelt.
1226-1270 Regiert Ludwix IX,der Heilige. Es wird die Sainte Chapelle gebaut und an
Notre Dame weitergebaut.
1260 wird der Vorsteher der Kaufmannsgilde Bürgermeister von Paris.
1307 zerschlägt Phillip der Schöne den Templerorden
1337 beginnt der o.g. 100järige Krieg mit England:
Nach dem Tod Philipps des Schönen und seiner drei Söhne findet ein Kampf
um die Thronfolge statt. Es streiten sich: Der Neffe des Königs: Phillip von
Valois, und der Enkel des Königs, Eduard III. von England.
Der erste Volksaufstand
1358 Volksaufstand unter Etienne Marcel, dem Vorsteher der Kaufmannsgilde.
1364-1380 Karl V erbaut die Bastille. Paris wird von einer neen Stadtmauer umzogen.
Die Einwohnerzahl
Paris hat in dieser Zeit ca. 150.000 Einwohner.
Den Überblick über die historischen Anfänge von Paris beenden wir
hier mit ein
paar Anmerkungen zu der Verwandlung von Paris bis in der 2. Hälfte des 19. Jhs.
Die Veränderung
Über Jahrhunderte gab es in der Hauptstadt Paris nur enge Straßen und
Häuser mit sehr ungesunden Wohnbedingungen. Die Könige residierten schon
seit 1666 nicht mehr in Paris.
Doch auch schon vor dieser Zeit standen die Pariser Residenzen meistens leer.
Die Könige wohnten an der Loire. Sie kamen selten nach Paris und zeigten daher
für die bauliche Entwicklung und Verbesserung der Stadt wenig Interesse.
Unter Napoleon I. wurde die Stadt neu gestaltet. Es wurden z.B. breite STraßen
angelegt. Doch wegen der fortwährenden Kriege schritt das Erneuerungsprogramm
nicht sehr weit fort.
Die nachfolgenden Könige führten die Entwicklung etwas weiter.
Die Hausmannisierung von Paris
Die großen Änderungen kamen, als Napoleon der III. im Dezember 1852 Kaiser
wurde.
Er ernannte im Juni 1853 Georges-Eugene Hausmann zum Präfekten der Seine.
Haussmann (1809 bis 1891) gestaltete die Stadt in einem gigantischen Bauprogramm
energisch um.
Er schuf Platz, gab dem engen Paris Licht, Luft und Raum, verdrängte dabei jedoch
die Arbeiter aus der Stadt, die die Mieten der neuen Häuser nicht mehr zahlen
konnten.
Das Stadtbild von Paris erhielt einen Charakter der auf Großzügigkeit
und Grandiosität angelegt war.
1860 wurde die Stadt durch die Eingemeindung von 8 Vororten vergrößert.
Im Zuge dieser Veränderungen wurde das mittelalterliche und z.T. pitoreske Paris
zerstört und auch einige Adelspaläste wurden Opfer der Umgestaltung.
Nach den ersten beiden Umbauphasen des gewaltigen Projektes, die riesige finanzielle
Summen verschlangen, wurde die Kritik der Minister an Hausmann immer lauter.
1870 verlor er nach 17järiger Tätigkeit seinen Posten.
Nach seiner Entlassung wurde das Bauprogramm in den wesentlichen Zügen weitergeführt,
allerdings wurde versucht das Alte nicht mehr so zu zerstören. Daher sind einige
ältere Häuser auf der Insel Cite stehengeblieben und die Rue Bonaparte
wurde nicht, wie ursprünglich geplant, bis zur Seine durchgebrochen.
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27.2.2010 9.00 h
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